Die erste Erwähnung von Sent geht auf das Jahr 930 zurück, wo es als "Vicus Sindes" in einer Urkunde genannt wird. Später tritt der Name in den Formen "Sindes", "Sinde", "Sinnes", "Syns" und "Sins" auf. Offiziell: Sent seit 1879.
Über die Entstehung der Siedlung, wahrscheinlich bereits im Altertum, liegen keine verlässlichen Nachrichten vor. Sicher ist, dass Sent gegen 1400 die annähernd gleiche Ausdehnung aufwies wie heute. Im Jahre 1572 erwähnt der Geschichtsschreiber Chiampell Sent als ansehnliches Dorf mit über 300 Häusern und ungefähr 1000 Einwohnern. Damit war es mit Scuol die grösste Ortschaft des Engadins und blieb es bis 1900.
Sent hat sich im Laufe der Jahrhunderte infolge von Kriegen und Dorfbränden gewandelt. Am Palmsonntag 1499 brach ein österreichisches Heer ins Unterengadin ein und äscherte alle Dörfer ein. 1596 fielen 26 Heimstätten den Flammen zum Opfer. Im August 1748 brannten 24 Häuser ab und am 31. Oktober 1823 73 Wohnungen samt Scheunen und Stall, wobei die Erntevorräte des Jahres vernichtet wurden. 1911 wurde das Quartier Archas Sot von einem Brand heimgesucht, der fünf Häuser einäscherte, welche bis auf eines nicht mehr aufgebaut wurden. Der letzte grosse Dorfbrand vom 8. Juni 1921 vernichtete 45 Häuser. Nur deren 29 wurden wieder aufgebaut.
Nach den Wirren des Dreissigjährigen Krieges genoss auch Sent die friedliche Entwicklung. Im Jahre 1652 erfolgte der Loskauf von noch verbliebenen österreichischen Rechten, welcher die Gefahr weiterer politischer Konflikte bannte. In Sent ist aus jener Zeit noch der Dorfkern erhalten, der auf den Wiederaufbau nach dem Brand von 1622 zurückgeht.
Die Bevölkerungsstruktur hat sich vor allem als Folge der Wandlung in der Landwirtschaft verändert. Die einst grossen Familien gehören der Vergangenheit an. Sent hatte von ungefähr 1920 bis 1970 einen Bevölkerungsrückgang zu verzeichnen. 1970 zählte es etwa 700, heute knapp 900 Einwohner.
Der Touristenverkehr bringt der einheimischen Bevölkerung wirtschaftlichen Aufschwung. Obschon die deutsche Sprache allen vertraut ist, wird in Sent seit jeher romanisch gesprochen.
Die Reformation (1576) hat das kirchliche Leben während vieler Jahrzehnte geprägt. Heute sind etwa 80% der Bevölkerung reformiert und 20% katholisch oder andersgläubig. Unsere Kirche wurde 1496 erbaut. Von den ehemals 3 Kirchen ist nur noch die Ruine von San Peder am Westausgang der Dorfes erhalten. Der neugotische Turm der Dorfkirche San Lurench ersetzt seit 1898 den kleinen romanischen Turm aus der Zeit um 1250.
Bereits ab 1870 hatte die Gemeinde auch eine eigene Sekundarschule. Der Initiant und erste Sekundarlehrer war Gudench Barblan. Im 1876 neben der Kirche erbauten alten Schulhaus, welches bis 1974 als solches genutzt wurde, befindet sich seit 1998 die Gemeindeverwaltung und die Dorfbibliothek.
Fraktionen Sur En, Crusch, Sinestra und Zuort
Die Fraktionen Sur En, am Eingang ins Val d'Uina, Crusch, an der Kantonsstrasse und Sinestra sowie die Höfe Uina und Zuort in gegen Süden und Norden gerichteten Seitentälern, gehören zur Gemeinde Sent. Von Sur En am Inn gelegen, gelangt man durch die Uinaschlucht zum Dorf Schlinig im Vinschgau, Südtirol.
Sur En war früher die Industriezone der Gemeinde. Unter Ausnützung der Wasserkraft des Uinabaches wurden Mühlen, Sägereien, Gerbereien, Färbereien und Kalköfen betrieben.
Heute sind Sur En, Sinestra und Zuort Ausgangspunkte und Ziele für erlebnisreiche Wanderungen.
In der Nähe des Hotels Val Sinestra befinden sich, in Europa einzigvorkommende, arsenhaltige Mineralquellen (AsO3). Sie wurden viele Jahrzehnte lang gegen verschiedene Leiden als Trink- und Badekuren genutzt. Diese Quellen sind zur Zeit ausser Bertrieb.
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